SPD-Politiker warnen vor Unterschätzung von Friedrich Merz als Kanzlerkandidat

Nachdem Friedrich Merz offiziell als Kanzlerkandidat der Union bestätigt wurde, warnen führende SPD-Politiker davor, ihn zu unterschätzen. Obwohl Merz in der SPD-Führung und im Kanzleramt als ein bevorzugter Gegner gilt, äußern einige Abgeordnete Bedenken darüber, dass eine solche Einstellung nachteilig sein könnte.

SPD-Bundestagsabgeordneter Kristian Klinck betonte gegenüber dem SPIEGEL: „Einige Stimmen aus den Regierungsparteien unterschätzen Friedrich Merz. Das ist nicht besonders klug, insbesondere angesichts des aktuellen Erscheinungsbilds der Ampelkoalition.“ Klinck forderte, dass die Regierungsparteien klare Argumente liefern müssten, warum die Wähler sich für die Ampel und nicht für die CDU entscheiden sollten. „Die Zeit, das zu tun, läuft langsam ab,“ fügte er hinzu.

Auch die SPD-Abgeordnete Isabel Cademartori mahnte, dass es nicht ausreiche, auf Merz’ Schwächen zu setzen. „Er bietet eine große Angriffsfläche, aber das allein wird uns nicht zum Sieg führen. Wir dürfen uns keine Illusionen machen.“ Sie betonte, dass die SPD im Wahlkampf intensive Überzeugungsarbeit leisten müsse. „Merz wird seine Partei motivieren. Deshalb müssen auch wir liefern – für uns und für das Land.“

Jochen Ott, der SPD-Fraktionschef im nordrhein-westfälischen Landtag, erinnerte an die Fehler der CDU bei der letzten Bundestagswahl. „Die CDU hat schmerzhaft erfahren, was passiert, wenn man den politischen Gegner unterschätzt. Diesen Fehler wird die SPD sicher nicht wiederholen.“ Ott stellte klar, dass die SPD die Wahl aus eigener Kraft gewinnen müsse, etwa durch überzeugende Angebote für berufstätige Familien und zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland.

Helge Lindh, ein weiterer SPD-Bundestagsabgeordneter, zeigte sich skeptisch gegenüber der Bezeichnung „Traumgegner“. Er betonte: „Der Vorteil ist, dass es jetzt klare politische Alternativen gibt. Merz steht für eine Politik, die stark in Richtung Populismus neigt und sich von der sozialdemokratischen Linie abhebt.“

Kanzler Olaf Scholz hatte sich am Dienstag in Astana, Kasachstan, ebenfalls zu Merz geäußert. „Wenn Herr Merz der Kanzlerkandidat der Union ist, soll es mir recht sein“, sagte Scholz. Im Kanzleramt hofft man darauf, dass Scholz im direkten Duell mit Merz das aktuelle Umfragetief überwinden kann. Merz, der als impulsiver Charakter ohne Regierungserfahrung gilt, könnte sich als leichter Gegner erweisen – im Gegensatz zu Scholz, der für seine stoische Art bekannt ist.

Jedoch ist Scholz selbst noch nicht offiziell von der SPD als Kanzlerkandidat nominiert worden. Die Partei hat bisher noch keine Entscheidung über ihren Kandidaten für die Bundestagswahl getroffen, obwohl die Wahl in einem Jahr ansteht.

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